Förderkonzept

                                                Förderkonzept

Es ist ein zentrales pädagogisches Ziel des Leibniz-Gymnasiums, alle Kinder ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechend bestmöglich zu fördern. Förderung ist jedoch wirkungslos, wenn sie punktuell bleibt und keine Maßnahmen bietet, die in ein Gesamt­konzept individueller Förderung eingebettet und auf Dauer, Kontinuität und Nachhaltigkeit angelegt sind.

Das Thema „Förderung“ wird am Leibniz-Gymnasium ganzheitlich betrachtet.

Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die elf Förderschwerpunkte und Maßnahmen, die im Moment am Leibniz-Gymnasium betrieben und fortentwickelt werden.

Kern aller Fördermaßnahmen ist der reguläre Klassen- oder Kursunterricht, wobei schüleraktivierenden Unterrichtsformen und individueller Förderung durch innere Differenzierung nach Aussage vieler Autoren1 eine herausragende Rolle spielen.

Die Verbesserung des Unterrichts, des Arbeits- und Lernklimas ist daher eine der wichtigsten Fördermaßnahmen. Dies geschieht prozessartig durch viele kleinere und auch größere Ver­änderungen und Maßnahmen. Aktuelle Veränderungsprozesse sind einmal der verstärkte Einsatz kooperativer Lernformen. Er ermöglicht eine Individualisierung des Lernens und eine starke Aktivierung von Schülerinnen und Schülern im Lernprozess. Möglichkeiten und Einsatz kooperativer Lernformen wurden in den Jahren 2008 und 2009 an zwei pädago­gischen Studientagen in schulinternen Fortbildungen dem ganzen Kollegium vorgestellt und trainiert. Fortbilder waren einmal das Kompetenzteam Dortmund bestehend aus drei erfahre­nen Lehrerkollegen von anderen Dortmunder Schulen, das andere Mal die bekanntesten Protagonisten dieser Lernform, die kanadischen Erziehungswissenschaftler Norm uns Kathy Green.

Zum Anderen wurden die Rahmenbedingungen für schüleraktivierende Unterrichtsformen und für individualisierten Unterricht mit Beginn des Schuljahres 2010/11 durch die Verlängerung der Unterrichtseinheiten von 45 min auf 60 min verbessert. Die Aus­wirkungen dieser zunächst für ein Jahr zur Probe durchgeführten Maßnahme u.a. auf die eingesetzten Unterrichtsformen werden in einer Befragung erfasst.

1.

Durch die Möglichkeiten zur Wahl eines sprachlichen oder naturwissenschaftlichen Schwerpunkts einmal mit Eintritt in die Erprobungsstufe am Leibniz-Gymnasium und danach noch an den beiden Gelenkstellen Wahlpflichtbereich II und Qualifikationsphase der Sekundarstufe II wird ein zusätzliches Unterrichtsangebot im Bereich der Fremdsprachen oder im Bereich der naturwissenschaftlichen Fächer zur Verfügung gestellt. Dadurch können Interessen und Begabungen in diesen beiden Bereichen stärker als normal geweckt und entwickelt werden.

In der Erprobungsstufe bedeutet die Wahl des sprachlichen Schwerpunkts den Eintritt in den Deutsch-Englisch-bilingualen Bildungsgang. In diesem Bildungsgang erhalten die Schülerinnen und Schüler im Verlauf der fünfjährigen Sekundarstufe I aus dem Topf der Ergänzungsstunden insgesamt vier Wochenstunden (60 min) zusätzlichen englischsprachigen Förderunterricht, das sind jeweils eine Stunde (60 min) zur Beschleunigung des Sprach­erwerbs in den Stufen 5 und 6, und zwei Stunden zur Einführung und Festigung der Fach­sprache in den bilingualen Sachfächern Erdkunde und Biologie in den Stufen 7 und 9.

Die Wahl des naturwissenschaftlichen Schwerpunkts in der Stufe 5 bedeutet analog zur Situation im sprachlichen Schwerpunkt eine je einstündige naturwissenschaftliche Basis­förderung (je 60 min) in den Stufen 5 und 6 mit projektartigem, fachübergreifenden Unter­richt als Pflicht-Arbeitsgemeinschaft und zweistündigen Ergänzungsunterricht (60 min) in den Fächern Physik und Chemie in den Stufen 7 bis 8 zur Festigung insbesondere von prozess­bezogenen Kompetenzen.

Im WPII-Bereich gibt es zu Beginn der Stufe 8 erneut eine Wahl zwischen einer dritten Fremdsprache und einem mathematisch-naturwissenschaftlich geprägten Fach. Zur Wahl stehen weitgehend fachübergreifende Projekte in den Bereichen Robotik, Informatik und Biologie / Chemie.

In der Qualifikationsphase besteht nach der Möglichkeit zum Erlernen einer vierten, in der Einführungsphase neu einsetzenden Fremdsprache ein interessantes Angebot zur Sprachen­wahl im Abiturbildungsgang mit sprachlichem Schwerpunkt. Der bilinguale Bildungsgang kann durch die Wahl des Leistungskursfaches Englisch und bilingualer Sachfächer Geschichte, Erdkunde, Biologie bis zum Abitur mit bilingualem Vermerk fortgeführt werden. Zur Wahl im Bildungsgang mit naturwissenschaftlichen Schwerpunkt stehen die Fächer Biologie, Chemie, Informatik und Physik. Alle genannten Fächer bis auf die neu einsetzende Fremdsprache und Informatik werden auch als Leistungskurse angeboten.

2.

Die Möglichkeiten zur Sprachenwahl am Leibniz-Gymnasium geben Raum zum Erlernen von vier Fremdsprachen bis zu einem hohen Niveau (B2 bis C1) bzw. der dritten Fremd­sprache Chinesisch mindestens bis zu einem elementaren Niveau (A2 bis B1). Dadurch können besondere Begabungen und Interessen im sprachlichen Bereich gefördert werden.

Zur Wahl stehen als zweite Fremdsprache in der Stufe 6 Französisch und Latein, als dritte Fremdsprache im WPII-Bereich der Stufe 8 neben Latein bzw. Französisch Chinesisch und als vierte neu einsetzende Fremdsprache in der Einführungsphase Spanisch.

3.

Das IB-Diploma Programme in den beiden Stufen der Qualifikationsphase ist eingebettet in den Abitur-Bildungsgang mit zusätzlichen Aktivitäten und Unterrichtsveranstaltungen im Umfang von bis zu fünf Wochenstunden (60 min). Dieses Programm ist akademisch sehr herausfordernd. Es fördert insbesondere die Entwicklung von Kompetenzen in Richtung auf globales Denken und Handeln, in Richtung auf soziale Verantwortung und in Richtung auf eine Reflexion von den Möglichkeiten und Grenzen gesicherten menschlichen Wissens. Dies geschieht in einem Maße und in einer Ausschärfung, die im Abitur-Bildungsgang nicht vorhanden ist. Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am IB-Diploma Programme ist neben einer für Oberstufenschüler normalen Intelligenz eine gut entwickelte Anstrengungs­bereitschaft und eine Durchhaltevermögen. Die finanziellen und personellen Ressourcen, die zur Durchführung des IB-Diploma Programme erforderlich sind, werden einerseits vom Land in Form eines Stellenanteils von 0,35 Stellen oder 9,0 Wochenstunden, andererseits von der Stadt Dortmund durch die Finanzierung der jährlich anfallenden Mitgliedsgebühren an die International Baccalaureate Organization (IBO) in Genf und die Kosten für Fortbildung von Lehrkräften und für Unterrichtsmaterialien zur Verfügung gestellt.

4.

Internationalität, interkulturelle Sensibilität und globale Verantwortung werden angeregt und gefördert durch das Zusammenleben und gemeinsame Lernen von Menschen aus vielen verschiedenen Kulturbereichen. Die Schülerschaft am Leibniz-Gymnasium hat etwa zu 40 Prozent Wurzeln im Ausland, weit gestreut über den ganzen Globus. Wenn möglich werden muttersprachliche Lehrer beschäftigt, soweit dies die eingeschränkten Möglichkeiten einer staatlichen Schule zulassen. Unterrichtsthemen von globaler Bedeutung werden bei bestehender Wahlmöglichkeit Themen mit ausschließlich regionalem Bezug vorgezogen, zumindest wird die regionale Bedeutung in einen globalen Kontext gestellt. Austauschprogramme mit europäischen und außereuropäischen Ländern Frankreich, Irland China) werden gepflegt und sollen weiter ausgebaut bzw. erweitert werden. Gemeinsame Projekte mit Austauschpartnern z.B. im Bereich Kunst oder Ökologie lassen die Teilnehmer und Betrachter kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen. Dies fördert den Grad an interkultureller Sensibilität zum Teil noch über den Grad der Überzeugung von der Gleichwertigkeit unterschiedlicher Kulturen hinaus bis zur Bereitschaft, Elemente aus anderen Kulturen zu übernehmen. Dazu dienen auch neben einem internationalen Tag mit national und kulturell unterschiedlich gefärbten Projekten, die der breiten Schulöffentlichkeit präsentiert werden, das Projekt „ein Tag für Afrika“, bei dem Schülerinnen und Schüler für ein fest umschriebenes Schulprojekt in Kenia mit dem Ziel eines kulturellen Wandels vor Ort zur Aufgabe der menschenrechtsverletzenden Praxis der Genitalverstümmelung von Frauen Geld durch Arbeitsleistung an diesem einem Tag verdienen und spenden. Für die älteren Schülerinnen und Schüler und deren Eltern ist eine Vortragreihe zu internationalen Themen mit Schulbezug gedacht. Die einzelnen Vorträge von externen Experten zu Themen wie Kompetenzerwartungen international tätiger Firmen, internationale Studiengänge oder auch Schule in China finden in einem halbjährigen Rhythmus statt. Besonders herausragend sind die MUN-Programme, bei deren Durchführung neben Internationalität und globaler Verantwortung sprachliche Kompetenzen und insbesondere auch methodische, prozess­orientierte Kompetenzen bis hin zu Fähigkeiten im Bereich Prozessmanagement entwickelt werden. MUN steht für Model-United-Nations. Gruppen von 10 bis 15 Schülern, zumeist IB-Schüler, nehmen insgesamt zwei- bis dreimal an dreitägigen internationalen Schüler­konferenzen an internationalen Schulen hier und im nahen europäischen Umfeld teil. Es werden UN-Konferenzen zu globalen Themen möglichst realitätsnah simuliert, wobei die Konferenzsprache Englisch ist. Danach wird eine MUN-Konferenz in Dortmund am Leibniz-Gymnasium mit der Bezeichnung MUNDO durchgeführt. Ein Organisationsteam von ca. 25 Schülerinnen und Schülern, begleitet von zwei Lehrern,  benötigt dazu etwa ein halbes Jahr.

5.

Die nahe gelegene Universität Dortmund und die gut erreichbare Universität Bochum bieten im Rahmen der „Schüleruni“ Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit der Teilnahme an einzelnen Unterrichtsveranstaltungen, wobei die Bestätigung der Teilnahme bzw. erfolg­reichen Teilnahme in einem später aufgenommen Studium als Studienleistung anerkannt wird. Die Teilnahme beschränkt sich in der Regel auf eine Zahl von höchstens 4 Wochenstunden, wobei nur im Ausnahmefall eine Überschneidung mit Schulunterricht gegeben sein darf. Vor einer Genehmigung durch die Schulleitung wird geprüft, ob eine Einschränkung des schu­lischen Lernerfolgs nicht zu erwarten ist. Die Schüleruni ermöglicht neben der Förderung besonderer Begabungen und Interessen eine frühzeitige Studien- und Berufsorientierung.

6.

Wettbewerbe werden in großer Vielzahl für Schülerinnen und Schüler angeboten. Das Leibniz-Gymnasium fördert die Teilnahme an Wettbewerben nur in schulaffinen Fach
bereichen und konzentriert sich besonders auf die „MINT-Fächer“ und auf künstlerische Bereiche. In einem Nebenraum der Schule wurde mit Spendengeldern ein Labor- bzw. Werkstattbereich geschaffen, der für MINT-Projekte, insbesondere für Jugend-forscht Projekte, zur Verfügung steht. Daneben existiert ein für künstlerische Arbeiten geeigneter Werkraum. Projekte von kürzerer Dauer oder bzw. und mit sehr geringer Teilnehmerzahl werden individuell von einzelnen Lehrern betreut. Arbeitsgemeinschaften können gezielt auf einzelne Wettbewerbsprojekte hin eingerichtet werden wie z.B. „Jugend-forscht“, Mathematik „B-Wiskunde“. Die Anregung zur Projektteilnahme geht in der Regel von einzelnen Lehrern aus. Darüber hinaus existieren Arbeitsgemeinschaften zur Förderung von Interessen und Talenten z.B. im sportlichen und im sprachlich-künstlerischen Bereich, deren Teilnehmer dann an Sport-Meisterschaften und Wettbewerben teilnehmen. Das Angebot an Arbeits­gemeinschaften wird zu Beginn eines Schulhalbjahres an immer der gleichen Stelle präsentiert.

7.

Das Leibniz-Gymnasium nimmt Schülerinnen und Schüler auf, die als expatriots ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen einen höheren Bildungsabschluss anstreben, und die in das deutsche gymnasiale Bildungssystem der Sekundarstufe I eingeführt werden sollen. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist das schnelle Erlernen der deutschen Sprache. Dies geschieht in einem gestuften System von Förderkursen, in denen Deutsch als Fremdsprache (DaF) mit dem Ziel des Erreichens der Kompetenzstufen B1, B2 und anschließend C1 entsprechend dem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen in abgestuftem Umfang unterrichtet wird. Ein B1 Kurs beginnt mit fünf bis sechs Stunden (60 min) pro Woche für ca. ein halbes Jahr, während die weiteren Kurse für eine längere Zeit mit geringerer Wochenstundenzahl von zum Schluss nur noch einer Stunde pro Woche durch­geführt werden. In dieser Zeit sind die Kinder in den Verband einer normalen Klasse integriert und werden dann zu immer gleichen Zeiten aus dem regulären Unterricht der verschiedenen Klassen zum DaF Unterricht zusammengeführt. Dadurch haben sie in der Lerngruppe viele Anreize zum Gebrauch der deutschen Sprache und haben gleichzeitig im regulären Unterricht die Möglichkeit zu fachlichem Lernen. Eine wichtige Gelingensvoraussetzung für das Erlernen der Deutschen Sprache und die Eingliederung in unser Schulsystem ist die aktive Begleitung durch das Elternhaus mit flankierenden Maßnahmen. Für dieses Projekt und das im Folgenden dargstellte Projekt „Deutsch als Zweitsprache (DaZ)“ wurde dem Leibniz-Gymnasium im Rahmen des Projektes „Integrationshilfen für Kinder mit Migrationshintergrund“ ein Stellenanteil von einer halben Stelle zur Verfügung gestellt.

8.

Kinder mit Migrationshintergrund im Übergang von der Grundschule zum Gymnasium haben teilweise Förderbedarf im Bereich des formal richtigen und des differenzierten Gebrauchs der deutschen Sprache. Diese Kinder nehmen in den Stufen 5 und 6 an einer wöchentlich einmal stattfindenden Förderstunde „Deutsch als Zweitsprache (DaZ)“ (60 min) teil. Diese Stunde ist im Stundenplan fest verankert. DaZ wird gemeinsam mit DaF als „Integrationshilfe für Kinder mit Migrationshintergrund“ mit einem Stellenanteil von einer halben Stelle ermöglicht.

9.

Nach Abschluss der Erprobungsstufe ist ein unterbrechungsfreier Ausbildungsgang bis zum Ende der Sekundarstufe I ohne die Wiederholung einer Jahrgangsstufe erstrebenswert. Zur Erreichung dieses Ziels werden Kernfächer Förderkurse angeboten. Eine Versetzungs­gefährdung zeigt sich am Ende eines ersten Schulhalbjahres mit den Noten im Zwischen­zeugnis. Gefährdeten Schülerinnen und Schülern wird die Teilnahme und Mitarbeit in einem Förderkurs in jeweils nur einem Fach empfohlen. Die Teilnahme ist freiwillig, die An­meldung erfolgt über die Eltern mit einer Selbstverpflichtung der Teilnehmer zu Anwesen­heit und aktiver Mitarbeit; sonst erfolgt ein Ausschluss von der Fördermaßnahme. Die einstündigen Kurse sind jahrgangsstufen- und fachbezogen, sie werden angeboten in den Kernfächern Mathematik und Fremdsprachen. Eine erste Runde an Förderkursen läuft über ca. zehn Wochen bis zu den Warnungsterminen. Auf der Basis des dann ermittelten Leistungs­standes ergeht eine Empfehlung an gefährdete Schülerinnen und Schüler für die nächste Förderrunde in der gleichen Art und Weise. Die Größe der Lerngruppe wird auf maximal 16 Teilnehmer beschränkt, in Regel ist die Gruppengrößedeutlich kleiner. Ein Austausch zwischen Fach- und Förderlehrer ist vorgesehen, Rückmeldungen an die Eltern erfolgen bei Abwesenheit, eine abschließende qualifizierte Teilnahmebestätigung wird ausgestellt. Für diese Fördermaßnahme wird der Stellenanteil von 0,3 Stellen aus dem „Komm mit Projekt“ eingesetzt.

10.

Punktuelle Lernrückstände können den weiteren Lernfortschritt im Regelunterricht erschweren und behindern. Zur Aufarbeitung solcher Lernrückstände ist das individuell anpassungsfähige Instrument des Nachhilfeunterrichts geeignet. In der Schule wird das durch das sogenannte „Schüler helfen Schülern“- System insbesondere in den Kernfächern geleistet. Ältere erfahrene Schüler werden nach Einschätzung ihrer Eignung durch die Schule mit dem Nachhilfeunterricht einer kleinen Gruppe von ca. vier Schülern betraut. Ein Austausch mit den Fachlehrern ist vorgesehen. Jeder Nachhilfeschüler finanziert jede Förderstunde (60 min) durch einen Beitrag von 2,50 Euro.

[1]  u.a. Rost, Detlev H.: Intelligenz. Fakten und Mythen. Oktober 2009, Beltz-Verlag.