Schulkonferenz beschließt Weg zur gesünderen Schulverpflegung

Die Schulverpflegung hat in den letzten Jahren durch die allgemeine Verlängerung der täglichen Verweildauer der Schülerinnen & Schüler an den Schulen in Deutschland stark an Bedeutung gewonnen. Zugleich kommt jedoch die Qualität der Schulverpflegung regelmäßig in die wissenschaftliche und mediale Kritik, da sie als nicht gesundheitsfördernd und z.T. sogar als gesundheitsschädlich angesehen wird.

Bewegungsmangel und zunehmendes Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen gehen einher mit einem ungünstigen Ernährungsverhalten. Studien zeigen, dass diese zu wenig Gemüse und Obst, stattdessen zu viel Fleisch, Fleischwaren, Knabberartikel und Süßwaren sowie zu viele zuckerhaltige Getränke zu sich nehmen. Die langfristigen gesundheitlichen Folgen, insbesondere die chronischen Krankheiten als Folge falscher Ernährung, sind bekannt. Dabei ist die Rate an übergewichtigen Kindern in Dortmund deutlich höher als im Landesdurchschnitt.

Schulen wird deshalb bei der Gestaltung der Schulverpflegung eine zentrale Mitverantwortung und Fürsorgepflicht einhergehend mit einem entsprechenden Bildungs- und Erziehungsauftrag zugesprochen.

Die Empfehlungen einschlägiger Initiativen und Institutionen wie beispielsweise der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), der Verbraucherzentrale NRW, Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung (IN FORM) oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind eindeutig wie radikal:

  • Die Qualitätsstandards für die Schulverpflegung der DGE fordern ein ernährungsphysiologisch ausgewogenes Verpflegungsangebot für die Mittags- und Zwischenverpflegung.
  • Limonaden, Nektare, Fruchtsaftgetränke, Near-Water-Getränke mit hohem Energiegehalt und künstlichen Aromen, Eistees, Energy-Drinks und isotonische Sportgetränke werden in Schulen nicht angeboten (DGE).
  • Pikante Snacks werden nur als Nüsse oder Same ohne Salz und Zucker angeboten; Süßigkeiten werden nicht angeboten (DGE).
  • Wenig Fett (DGE, Verbraucherzentrale NRW)
  • Die WHO empfiehlt für Erwachsene eine maximale Zufuhr von freiem Zucker, d.h. nicht natürlich in Obst, Gemüse oder Milchprodukten vorkommenden Zucker, von täglich 50 g (bzw. mit geringerer wissenschaftlich fundierter Aussagekraft von täglich nur 25 g). Bei Zuckergehalten von 8-10 g/100 ml sind diese Werte bereits mit einem halben Liter herkömmlicher Limonade erreicht bzw. überschritten.

 

Situation am Leibniz Gymnasium

Am Leibniz Gymnasium bestehen eine Cafeteria und ein Kiosk. In der Cafeteria werden insbesondere belegte Brötchen, Baguettes und Toasts sowie Milchprodukte, Obst und Getränke angeboten. Mit Elternunterstützung werden auch an einzelnen Tagen Obstsalat oder Snacks wie Wraps oder Pizza zubereitet. Im Kiosk werden insbesondere Getränke, Backwaren, Süßigkeiten, Chips etc. verkauft.

Aufgrund der räumlichen und technischen Ausstattung ist die Zubereitung eines vollständigen, warmen Mittagessens leider nicht gestattet. Warme Speisen können also allenfalls im sog. Snackingbereich angeboten werden.

Eine kritische Gegenüberstellung des Angebots in Cafeteria und Kiosk mit den zuvor genannten Kriterien einer gesunden Schulverpflegung zeigt ein deutliches Missverhältnis.

Cafeteria und Kiosk werden vom Förderverein betrieben. Dazu werden vier Mitarbeiterinnen in Teilzeit beschäftigt. Zudem gibt es einige ehrenamtliche Eltern, ohne deren Mitarbeit nur ein reduziertes Basisangebot zur Auswahl stehen würde.

Der im Jahre 2015 neugewählte Vorstand des Fördervereins hat sich zum Ziel gesetzt, die Verantwortung der Schule für eine gesundheitsfördernde Schulverpflegung ernst zu nehmen. Die ebenfalls im Jahre 2015 aus der Schulpflegschaft gegründete, aber offene AG “Gesunde Ernährung” bereitet einen schrittweisen Umbau des Angebots von Cafeteria und Kiosk vor. Erste Erfolge sind mit der Herausnahme stark zuckerhaltiger Getränke, der als „Kompromiss“ vorgenommenen Aufnahme vergleichsweise gering zuckerhaltiger Bio-Limonaden und dem Austesten verschiedener Snackingangebote zu verzeichnen. Bisherige Erörterungen der Ziele und Vorgehensweise für eine gesündere Schulverpflegung am Leibniz Gymnasium sind in den verschiedenen Gremien (Schulpflegschaft, SV, Schulkonferenz) grundsätzlich auf eine sehr positive Resonanz gestoßen.

Die von der AG Gesunde Ernährung in Absprache mit der Schülervertretung durchgeführte Befragung aller Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer ergab bei einer Rücklaufquote von etwa 55 Prozent eine deutliche Unterstützung für den eingeschlagenen Weg. Die wesentlichen Ergebnisse sind:

  • Etwa 80 Prozent der Schulangehörigen bringen regelmäßig eigenes Essen von zuhause mit, für Getränke liegt dieser Wert bei 90 Prozent.
  • Von den Befragten kaufen etwa 40 Prozent regelmäßig oder immer Brötchen, Baguette, Salat, Müsli, Suppe oder ähnliches in Cafeteria und Kiosk, deutlich weniger als 20 Prozent kaufen dort Getränke, etwa 30 Prozent Süßigkeiten, Chips oder ähnliches. Weitere 30 bis 40 Prozent sind jeweils Gelegenheitskäufer in Cafeteria und Kiosk.
  • Für etwa 90 Prozent der Befragten ist gesunde Ernährung wichtig, etwa 80 Prozent ernähren sich nach eigener Einschätzung gesund und ausgewogen.
  • Ein gesünderes Angebot in Cafeteria und Kiosk wünschen sich 70 Prozent der Befragten, 60 Prozent legt Wert auf faire Produkte, 50 Prozent auf Bio-Produkte.
  • In sehr vielen Antworten wurde unaufgefordert im offenen Teil des Fragebogens kritisiert, dass es zu viele Süßigkeiten im Angebot gibt. Diese Kritik erscheint insbesondere bei den jüngeren Jahrgängen bei etwa 30 Prozent der Antworten.
  • Ebenfalls sehr häufig genannt wurde der Wunsch nach mehr warmen Mahlzeiten.
  • Zudem wurde eine breite Palette an spezifischen Vorschlägen für attraktivere und gesündere Mahlzeiten / Snacks benannt.

 Grafiken zur Beantwortung der einzelnen Fragen sind hier abrufbar.

 Beschluss der Schulkonferenz

Auf der Basis der vorgenannten Überlegungen hat die Schulkonferenz der Schule in ihrer Sitzung am 1. Juni 2017 nachfolgenden Beschluss zu einer deutlich stärker gesundheitsorientierten Schulverpflegung gefasst. Bei zwei Enthaltungen und ohne Gegenstimme wird der Antrag „Gesunde Ernährung“ von den Vertretern der Schüler, der Eltern und der Lehrer in der Schulkonferenz angenommen

Beschlusstext:

„Die Schulkonferenz befürwortet den eingeschlagenen Weg zu einer gesünderen Schulverpflegung am Leibniz Gymnasium – Dortmund International School und fordert diesen konsequent fortzusetzen. Hierbei wird insbesondere erwartet, dass

  • versucht wird, ein attraktives und gesundheitsorientiertes Angebot an neuen, auch warmen Speisen zu entwickeln,
  • Obst- und Gemüse (Rohkost) ständig angeboten werden,
  • bei Getreideprodukten insbesondere die vermehrte Nutzung von Vollkornprodukten angestrebt wird,
  • versucht wird, wegfallende Angebote durch neue, gesundheitsorientierte Angebote zu ersetzen,
  • vermehrt Fair-Trade- und Bio-Produkte in das Angebot aufgenommen werden,
  • auf den Fettgehalt der Produkte geachtet wird, d.h. dass insbesondere Streichfette bei Broten und Brötchen sparsam eingesetzt und fettärmere Wurst- und Fleischwaren, Käse und Milchprodukte sowie vermehrt auch vegetarische Aufstriche genutzt werden,
  • das Angebot an Süßigkeiten, Chips und ähnlichem überprüft und nach einem zu entwickelnden Kriterienkatalog stark eingeschränkt wird,
  • keine neuen Getränkesorten mit Zuckerzusatz in das Angebot mehr aufgenommen werden,
  • für weitere Nahrungsmittel (z.B. Müsli) weitgehend nur noch Alternativen ohne zugefügten Zucker angeboten werden.

 Zudem wird eine stärkere Berücksichtigung ernährungsbezogener Inhalte in dazu geeigneten Schulfächern erwartet. Dazu werden insbesondere die Fachkonferenzen Biologie, Chemie, Sozialwissenschaften, Erdkunde und Sport aufgefordert, zu Beginn des neuen Schuljahrs entsprechende Ideen zu beraten und verstärkt im Unterricht zu verwenden, flankierende Unterrichtsinhalte sind in nahezu allen Fächern erwünscht.”